Pfadfinder:innen schreiben offenen Brief an Ursula von der Leyen

Sehr geehrte Damen und Herren,

genau wie in jedem Verein, sind auch bei uns Pfadfindern Gruppenstunden derzeit nicht möglich. Gleichwohl sind wir aktiv und nutzen die Möglichkeiten der digitalen Vernetzung, um uns online auszutauschen und über wichtige auch gesellschaftliche oder politische Themen zu diskutieren.

Ein Ergebnis solch einer Diskussion ist der beigefügte offene Brief an die Präsidentin der europäischen Kommission Ursula von der Leyen.

Er ist entstanden aufgrund der Berichterstattung über die Flüchtlingslager in Kara Tepe und auf Samos um Weihnachten 2020. In einer Chatgruppe unseres VCP-Bezirks „Wasserkante“ (bestehend aus den drei VCP- Stämmen Jan Cux (Cuxhaven), Adiko (Hammah / Stade) und Kleiner Prinz (Apensen)), haben wir überlegt, wie wir darauf reagieren können. Denn wir waren entsetzt zu sehen, wie erbärmlich, erniedrigend und entwürdigend hier innerhalb der Grenzen der Europäischen Union mit Menschen umgegangen wird.

Aus diesem Grund haben wir uns entschlossen, einen offenen Brief an Ursula von der Leyen zu schreiben. Wir haben uns dabei bewusst für einen „offenen Brief“ entschieden. Denn wir wollen es nicht hinnehmen, dass auf solch eklatante Art und Weise gegen die Menschenrechte und damit gegen die obersten Grundwerte der Europäischen Union verstoßen wird, ohne dass sich dagegen öffentlich Protest und Widerstand regt. Wir halten es für wichtig, öffentlich für unsere Grundwerte einzustehen, sobald wir sehen, dass diese verletzt werden.

Wir haben darum in unserer Bezirks-Gruppe das Schreiben verfasst und in unseren Pfadfinder-Netzwerken mittels eines Online-Formulares zur Unterstützung aufgerufen.

Dadurch haben insgesamt 96 Pfadfinderinnen und Pfadfinder aus 49 Ortschaften und Städten in Deutschland den Berief mit unterschrieben.

Die Pfadfinder*innen, die diesen Brief online mit unterschrieben haben kommen aus Apensen, Bad Bevensen, Beckdorf, Berlin, Braunschweig, Buchholz i. d. N., Buxtehude, Cuxhaven, Dresden, Drochtersen, Einbeck, Einhausen, Essen, Faßberg, Frankfurt a. M., Gadenstedt, Göttingen, Hagen, Halle, Hamburg, Hammah, Hannover, Hardheim, Himmelpforten, Hofheim, Holzminden, Hullersen, Husum, Köln, Lengede, Liebenau, Lüneburg, Mainburg, Medingen, Nienburg, Nienhagen, Nordhorn, Oldenburg, Rostock, Saarbrücken, Springe, Stade, Steyerberg, Ulm, Weiterstadt, Wiesbaden, Winsen (Aller), Wolfsburg, Worpswede, Zornheim.

Der Brief wurde am 18 Februar 2021 postalisch an Frau von der Leyen übermittelt.

Zur traurigen Realität gehört es leider, dass wir zum Schutz der Jugendlichen vor Hassmails in den sozialen Netzwerken bei diesem Thema auf die Veröffentlichung der einzelnen Namen in der Presse verzichten müssen.

Wichtig ist uns jedoch folgendes: Es geht uns bei dieser Aktion ausdrücklich nicht um Fragen der Zuwanderung, des Asylrechts, des Bleiberechts, der Verteilung von geflüchteten Menschen innerhalb der EU etc. Denn alles das ist der Diskussion würdig und „verhandelbar“.

Nicht verhandelbar sind jedoch die Menschenrechte in ihrer Gültigkeit für jeden Menschen. Genau diese werden hier aber auf nicht hinnehmbare Weise missachtet. Und deshalb werden wir aktiv. Und wir wollen durch diesen offenen Brief andere dazu ermuntern, das auch zu tun und sich in irgend einer Art und Weise für die Wahrung der Menschenwürde und der Menschenrechte in Europa einzusetzen.

Wir halten es für die Pflicht der Europäischen Union, sich bedingungslos gegen jede Form der Entwürdigung von Menschen zu wenden, gegen Verstößen gegen die Menschenrechte anzukämpfen und geltendes Recht auch durchzusetzen. Gleichermaßen halten wir es für unsere Pflicht, als Bürger*innen der Europäischen Union für unsere obersten Grundwerte einzustehen – auch, oder gerade dann, wenn es dabei um unterprivilegierte Menschen ohne Lobby geht.

Wir setzen uns also dafür ein, diese unhaltbaren Missstände in den Flüchtlingslagern innerhalb europäischer Grenzen öffentlich beim Namen zu nennen und deutlich zu machen, dass Menschenwürde und Menschenrechte in der Europäischen Union nicht verhandelbar sind.

Der offene Brief steht unten als PDF zum Download.

 

Mit freundlichen Grüßen,

Uwe Baumhauer

 

Ansprechpartner:

Uwe Baumhauer

Verband christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (VCP)

 

Stamm Adiko Hammah und Stade

Brief an von der Leyen
Brief an von der Leyen Presse.pdf
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